Wenn man Krankheiten nicht sieht – aber sie fühlt! 🫥
- Anne Estermann
- 25. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Apr.
Kürzlich veröffentlichte ich via Instagram einen Post, der anderen Betroffenen wohl doch sehr aus dem Herzen gesprochen hat. Darin ging es um Sätze, die man Erkrankten nicht sagen sollte und auch warum nicht.
❌️ «Du siehst gar nicht krank aus!»
➡️ Es gibt viele Krankheiten, die man nicht sieht.
❌️ «Anderen geht es noch schlechter!»
➡️ Vergleiche helfen nicht, sondern geben das Gefühl, dass die eigenen Beschwerden nicht ernstgenommen werden.
❌️ «Probiere mal das oder das!»
➡️ Ungefragte Ratschläge wirken bevormundend und helfen nicht weiter.
❌️ «Kopf hoch, das wird schon wieder!»
➡️ Klingt optimistisch, aber spielt den Leidensdruck des Erkrankten runter.
❌️ «Du bist immer krank!»
➡️ Für z. B. chronisch Kranke ist das verletzend, da sie es sich ja nicht ausgesucht haben.
❌️ «Das ist nur eine Kopfsache!»
➡️ Besonders bei psychischen Erkrankungen ist dieser Satz entmutigend und unsensibel.
❌️ «Du musst nur mehr Sport machen und dich gesünder ernähren!»
➡️ Klingt nach einer einfachen Lösung, aber viele Krankheiten lassen sich nicht so einfach «wegleben».

Denn auch die nicht sichtbaren Erkrankungen können viel Leid bringen, doch oft werden diese verharmlost. Einen Knochenbruch sieht man und Betroffene kriegen Beileid und Genesungswünsche ausgesprochen. Hat jemand jedoch eine psychische, oder chronische Erkrankung, scheint das weniger fassbar zu sein – und anscheinend auch weniger wert, den Betroffenen ernst zu nehmen und ihm helfen zu wollen. Dabei leiden die Betroffenen genauso. Denn nur, weil man etwas nicht sieht, heisst es nicht, dass es nicht da ist!

Nun leide ich seit meiner Jugend an einer chronischen Gastritis. Das ist eine Magenschleimhautentzündung. Diese kann verschiedene Auslöser haben und muss auch nicht chronisch sein. Bei mir liegt jedoch eine Immunität vor, weil mein Immunsystem irrtümlicherweise Antikörper gegen meine Magenschleimhaut gebildet hat.
Sie kommt ohne Vorankündigung und hält mich dann auf Trab. Wenn ich Glück habe, verschwindet sie nach einem Tag wieder, aber es ist schon sehr unangenehm. Der Bauch schwillt an, ist sehr hart und tut weh. Ich sehe dann meist aus, als ob ich schwanger wäre. 🙈 Was mir jedoch hilft, sind Ruhe und Wärme. Der Gastritis nicht förderlich ist nämlich Stress, den man aber nicht unbedingt immer vermeiden kann. Wenn die Gastritis aber mal wieder «zuschlägt», dann meide ich Reizstoffe wie säurehaltige oder scharfe Lebensmittel, trinke Magen-Darm-Tee und lege mich mit einer Wärmflasche hin. Über die Jahre habe ich gelernt, mit dieser Krankheit umzugehen und weiss, was mir guttut, da ich es nicht abwenden kann und wie gesagt nie weiss, wann sie das nächste Mal auftaucht.
Doch nun habe ich eine weitere Diagnose erhalten.

Grundsätzlich bin ich immer froh, wenn ich weiss, was los ist und was als nächstes zu tun ist und ich möchte das Ganze auch nicht dramatisieren. Aber nebst den anderen Erkrankungen kommt das nun noch dazu. Und es ist auch eine «unsichtbare Krankheit» wie die Gastritis, oder der Hirntumor.
Ich habe eine schwere, zystische Mastopathie. Darunter versteht man ein verstärktes Wachstum von Drüsenzellen in Flüssigkeitskapseln, Zysten genannt, die in den Drüsenläppchen der Brüste entstehen. Das bedeutet, dass ich ein verstärktes Wachstum von Zysten in beiden Brüsten habe, die regelmässig punktiert werden müssen, da sie sonst Schmerzen verursachen und daraus Brustkrebs entstehen kann. Letzteres muss bei einer Mastopathie nicht geschehen und viele junge Frauen im gebärfähigen Alter leiden darunter, aber bei mir liegt durch das enge Gewebe eine Abnormalität vor, die regelmässig begutachtet werden muss.
Aber nicht mehr durch eine Mammografie.

Bei einer Mammografie werden die Brüste aus mehreren Richtungen mit einem Röntgengerät aufgenommen. Hierfür werden sie (und ich kann es nicht anders ausdrücken) gequetscht. Einmal von oben und unten und noch einmal von den Seiten. Die Mammografie wurde von meiner Gynäkologin angeordnet und ich habe sie nach dem ersten Bild abbrechen müssen, weil ich sehr starke Schmerzen hatte. Nun gehe ich persönlich am liebsten ins Brustzentrum, da ich dort vom leitenden Prof. Dr. des Zentrums betreut werde und ihm auch vertraue. Er sagte mir auch, dass es kein Wunder ist, dass ich bei der Mammografie Schmerzen hatte, denn bei einer so schweren Mastopathie macht diese auch keinen Sinn. Erstens entstehen die starken Schmerzen, da die Zysten nicht nachgeben und zweitens erleiden diese durch den Druck ein Trauma, welches wiederum nicht förderlich für die Gesundheit der Patientin ist. Deshalb darf ich jetzt ins MRT. Mal wieder. Ich liege ja wegen dem Kopf sowieso drin, da kann man dann auch gleich den Torso mit durchleuchten. 😎
Der Prof. Dr. hat mich auch zur Zytologie angemeldet. Dort werden Zellen untersucht, um Krankheiten wie Krebs zu diagnostizieren. Auch stehen die Ärzte hilfreich den Patienten zur Seite, um für sie die bestmöglichste Therapie zu finden. Ich selber kann nämlich leider nicht viel machen, falls wieder jemand mit irgendwelchen «Honigmelonen-Miesmuschel-Mönchspfeffer-Präparaten», oder sonstigen «Vorschlägen» zu einem gesunden Lebensstil ankommen möchte (siehe auch die am Anfang dieses Blogbeitrags erwähnten Sätze). 😉 Die Zysten wachsen bei mir nämlich leider wie Pilze… Was man aber machen kann, ist eine Punktion. Diese hatte ich jetzt auch schon in regelmässigen Abständen und auch erst diese Woche wieder.

Punktiert wurde eine 6x7cm grosse Zyste. Das macht der Prof. Dr. immer mit einer Hohlnadel – und ohne Narkose. 🥴 Dabei wird die Flüssigkeit, welche sich in der Zyste befindet, abgezogen, sodass diese dann in sich zusammenfallen kann. Meine Augen gucken dabei gerne mal fünf Meter aus dem Kopf und ohne, dass ich jetzt Angst machen möchte, hatte ich dieses Mal einen Krampfanfall. Dabei versteifte sich mein Körper derart, dass ich nicht einmal meine Hände mehr bewegen konnte. Der Prof. Dr. hatte aber alles im Griff und gab mir sogar einen Apfelsaft, wodurch mein Kreislauf wieder in Schwung gekommen ist. 😀

Das ist wirklich kein angenehmes Procedere, aber die Punktion ist eine Möglichkeit, die Schmerzen loszuwerden. Eine Operation wäre die andere Möglichkeit, macht bei mir aber wenig Sinn, da die Zysten immer wiederkommen und ich mich dadurch öfter unter das Messer legen müsste. Lust habe ich darauf ehrlich gesagt nicht und einige Zysten sind eher ruhige Gesellen, während andere richtige «Draufgänger» sind und schnell wachsen. Diese muss man dann punktieren, was ich eben in Kauf nehme, damit sich kein Brustkrebs bildet.
Aber ja, was wäre mein Leben doch langweilig ohne dieses ganze Trallala? 😅 Doch die Gesundheit ist unser höchstes Gut! Sie ist so unglaublich wichtig, weswegen ich auch alles mache, um sie zu erhalten. In die Gesundheit zu investieren ist schliesslich eine Investition in die Zukunft. Und die möchte ich wirklich noch erleben! 💪

An dieser Stelle deshalb die Bitte an DICH: Geh auch du zur jährlichen Brustkrebsvorsorge und hab keine Angst! Vorsorge ist nämlich kein Zeichen von Angst, sondern von Stärke. Also schütze dich und dein Leben. Lass dich regelmässig checken. 🩷
Alles Liebe, Anne